www.Spitzmaschine.de Die Geschichte des Anspitzers

Die Geschichte des Anspitzers

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Solange es Stifte gibt, ist der Mensch bemüht, diese auch anzuspitzen. Jahrhunderte lang wurde dazu ein Federmesser benutzt, dass von denen, die mit einer Feder schrieben, übernommen wurde, da auch die Federn gespitzt werden mussten. Sehr effektiv war das allerdings nicht, da die Holz- und auch die Minenqualität stark von der heutigen abwich.
Ganz zu schweigen von der Gefährlichkeit, der Material- und der Zeitverschwendung. Besonders im 1900 Jahrhundert spielte die Zeitverschwendung eine wichtige Rolle, das hört sich kurios an, aber wenn in einer damaligen Schreibstube extra Leute beschäftigt werden mussten, die nur mit Stiftspitzen beschäftigt waren, so kann man das nachvollziehen, dass die Zeit verkürzt werden sollte...
In einem zeitgenössischen Prospekt, für eine Spitzmaschine, ist dies sogar ein Werbeargument, in dem Prospekt ging man davon aus, dass es ca. 10 Minuten dauert einen Stift anzuspitzen.
Aber zurück zur eigentlichen Entwicklung. Wie gesagt im frühen 1900 Jahrhundert machten sich die ersten Leute Gedanken, wie man die Sache effektiver gestalten kann. Die moderne "Wissenschaft" ist sich nicht ganz einig was den Erfinder des Anspitzers angeht. Sie geht im allgemeinem von 1828 als Erfindungsdatum aus. Ein Franzose namens: Bernard Lassimonne ist wohl als Erfinder zu benennen. 

Damit es nicht ganz so trocken ist, habe ich euch mal eine Zeichnung von ihm aus dem Jahr 1828 abgebildet.

Man kann ganz gut nachvollziehen, wie die Maschine funktioniert hat/haben könnte. Leider ist die Beschreibung in frühem handschriftlichen französisch gehalten, so dass ich sie leider nicht lesen kann, man kann aber die Jahreszahl 1828 erkennen (blauer Kreis).
Das Funktionsprinzip ist relativ einfach. Bemerkenswert finde ich, ist dass der Stift mit über die Antriebskurbel, durch ein Schneckenrad, mit gedreht wurde (grüne Kreise). Er hat auch an eine Justierfeder gedacht, die den Stift arretiert. Diese Feder liess sich mittels einer Schraube, die einen Faden aufspulte,  in der Spannung verändern. Alternativ hat er die Schraube auch als Flügelschraube abgebildet (roter Kreis). Ein direktes Messer hatte er nicht vorgesehen. Wahrscheinlich sollte die Walze aus Sandpapier oder ähnlichem bestehen, die dann den Stift regelrecht spitz feilte (gelber Kreis). Sollten Sie Interesse an einer A3 Kopie dieses Bildes haben könne sie mich gern kontaktieren.


1847 wurden dann weitere Spitzgeräte vorgestellt und auch patentiert. Bei den einfachsten von ihnen handelte es sich bloss um einen Metallkegel mit angeschraubter oder eingelassener Klinge.

Siehe dazu rechtes Bild. Es zeigt meinen ältesten Spitzer. Es ist ein B. S. Cohen von 1879, aus London, mit dazugehöriger Holztube. Die Schrift auf der Holztube ist zwar nahezu unleserlich, aber in einem amerikanischen Büroartikel-Katalog wird dieser Spitzer dargestellt. Er ist noch sehr scharf und funktioniert einwandfrei! Ähnlich funktionieren auch die heutigen Handspitzer. Diese Rarität konnte ich für 11,-DM (ca.5,50€) ersteigern...

Ein weiterer sehr alter Spitzer ist das unten abgebildete Stück. Ein französisches Produkt  aus dem Jahr 1851. Bei dem hier abgebildeten Spitzer handelt es sich wahrscheinlich um den ältesten noch erhaltenen Anspitzer. Sein Funktionsprinzip erschliesst sich mir allerdings nicht ganz. Auf Ebay wurde so ein gutes Stück ohne OVP für über 500$ versteigert.


Ab 1880 wurde dann langsam die Industrie aufmerksam. Es begann die grosse Zeit der mechanischen Anspitzer. Diese Maschinen funktionierten mit Kettenantrieben, beweglichen Messern, rotierenden Fräsern die sich dabei auch noch um die eigene Achse drehten, Sandpapierschleifmaschinen u.v.m.
Regelrechte Monster wurden geschaffen, die locker 3 kg und mehr wogen. Ich habe Anspitzer, die den gleichen Zweck erfüllen und die wiegen 2g! Diese Spitzmaschinen sind heute wirkliche Raritäten. Sie faszinieren durch ihr Aussehen, ihre Robustheit und ihre Technik gleichermaßen. Empfohlen sei hier das Officemuseeum was einen sehr guten Überblick liefert.

Man unterscheidet die Spitzmaschinen grob in drei Kategorien: 

1. Sandpapiermaschinen, die den Stift spitz feilten, indem eine Sandpapierscheibe rotierte oder indem der Stift mittels einer Vorrichtung über das Sandpapier hin und her geschoben wurde. Typische Vertreter dafür sind die Godell (ca.1890) oder die Gem (ca. 1886).
2. Cutter, sie funktionieren mit einer rotierenden oder einer einfach schneidenden Klinge. Typische Spitzer dafür sind die Avanti, oder in Amerika die US Automatic (ca. 1906).
3. Fräser, hier unterscheidet man noch in Scheibenfräser und Zylinderfräser. Ein typischer Vertreter für Scheibenfräser ist die Jupiter (ab 1896). Fast alle heutigen Maschinen funktionieren mit Zylinderfräsern.

Eine 4. Art den Stift zu spitzen versuchte die "Famulus" (um 1915) mittels eines "Sägeblattes". Es blieb wohl nur bei wenigen Modellen, das Prinzip wurde von keinem anderen Hersteller übernommen und konnte sich nicht durchsetzen.

Scheibenfräser

Messer (Cutter)

Zylinderfräser

Kurios ist auch, dass bereits um 1900 Zylinderfräser zum Einsatz kamen, während man in Deutschland noch um 1965 vereinzelt Maschinen mit rotierendem Messer baute.
Dabei liegen die Vorteile eines Zylinderfräsers klar auf der Hand:
Er ist wesentlich ungefährlicher (man weiss ja nie wo Kinderfinger überall reinfassen), er bleibt wesentlich länger scharf und Messerklingen können nicht abbrechen. Er ist wesentlich effektiver, da er über meist 12 gewundene Einzelklingen mit jeweils ca. 8cm Länge verfügt. Das gibt eine Gesamtklingenlänge von knapp 1 Meter! Ein Cutter mit im besten Fall acht Einzelklingen von jeweils ca. 1,5cm Klingenlänge bringt es daher gerade einmal auf 12cm. Auch der Scheibenfräser mit seinen 25 x 1cm Klingen bringt es nur auf 25cm Gesamtklingenlänge.

Heutige Maschinen bestehen nahezu alle aus Plastik. Ausnahmen bilden dabei die Modelle von El Casco oder Caran ´d Ache, die noch heute in Spanien bzw. der Schweiz hergestellt werden.
Andere Hersteller bauen identische Modelle und pappen nur ihren Namen drauf. Ein gutes Bsp. dafür ist die Dahle 77. Sie wird heute wieder hergestellt. Mal mit LYRA, oder Dahle77 Beschriftung, aber auch mit der tschechischen Bezeichnung Koh-I-Noor habe ich sie schon gesehen.
Auch Dahle und Faber stecken mttlerweile unter einer Decke und bieten nur noch baugleiche Modelle an.

So, das soll´s erst mal dazu gewesen sein.


 

 

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