AVANTI


Die nachfolgenden Baujahrschätzungen stützen sich auf zahlreiche Patentschriften, die mir vorliegen, sowie auf zahlreiche Katalogabbildungen.

Wann genau E. Grantzow seine Firma gründete, ist derzeit leider noch nicht genau feststellbar. Um 1912 tauchen (in meinem Archiv) die ersten AVANTI´s (noch mit 3 Klingencutter) in Katalogen auf. Allerdings existieren bereits Patentschriften aus dem Jahr 1908!
Wie ich nun aus einer guten Quelle erfahren habe, wurde die Firma Grantzow ca. 1927 von einem Nachfolger übernommen. Der Firmeninhaber war jetzt Alfred Grahl. Dieser Mann hatte nun das Zepter bis zu seiner Pensionierung 1964 in der Hand und führte die Firma durch den 2. Weltkrieg, Besatzungszeit, den Wiederaufbau und die frühen Jahre der DDR!  Die Firma wurde ca. 1973 zum VEB erklärt,  mehr dazu erfahren sie auf der AGRA/AVANTI Seite unter "DDR"
Dank dieser langen Produktionszeit, währenddessen die Avanti eine ständige Überarbeitung und Weiterentwicklung erfuhr, sind heute zahlreiche - oft nur in geringen Details veränderte - Maschinen bekannt.  Die Avanti dürfte wohl die erste Cuttermaschine auf dem europäischen Kontinent gewesen sein.

Aufgrund der nun vorliegenden Patente sind wichtige Daten nun genauer festlegbar. Ein gutes Beispiel dafür ist das Patent für den Öffnungsmechanismus der Stiftaufnahme durch zurückdrehen der Kurbel. Diese Erfindung wurde 1923 patentiert. Eine weitere Verbesserung, die auch zum Einsatz kam, war die "abrückbare Trichterspitze" mit dessen Hilfe abgebrochene Minen besser entfernt werden konnten. Diese stammt aus dem Jahr 1921. Es ist also sehr wahrscheinlich, das alle Avantis ohne diesen "Rückdrehmechanismus" vor 1923 entstanden sind.
Es gibt aber auch zahlreiche Patente von Erfindungen, die wohl nicht über das Versuchstadium hinaus kamen. Erwähnt sei hier stellvertretend etwa die "axial verstellbare Lagerhülse" mit deren Hilfe der stehende Stift nach links oder rechts verstellt werden konnte, um die gesamte Klinge des Messers auszunutzen. Sie stammt aus dem Jahr 1915, wurde sogar in verschiedenen Ländern patentiert, aber bis dato ist noch keine Maschine diesen Typs bekannt geworden.
Ein besonderes Kennzeichen der Avanti´s ist das extra Blechschild mit dem Logo und (meistens) einem Griff (!) an dem Behälter. (Vergleichbare Maschinen anderer Hersteller, hatten nur ein Abziehbild direkt auf dem Behälter.)

Meine bisherigen "Ermittlungen" ergaben drei Grundtypen, die ich hier im Bild genauer vorstellen möchte. Von jeder dieser Maschine gibt es Varianten mit dem Logo der vorhergehenden Maschine.

Sehr selten sind auch Maschinen, die offensichtlich aus der  Grantzow-Schmiede stammen, jedoch extrem selten sind. Genannt seien hier die "FIXA", die "Atlantic" oder die "Solid" Diese Maschinen waren wohl für den Export gedacht. Sie wurden sogar 


AVANTI (Version "1912")

Diese Version stellt (wahrscheinlich) nicht das allererste Modell dar, stammt aber aus der Zeit um 1915.

Folgende Bezeichnungen befinden sich an der Maschine:
Stiftaufnahme: AVANTI  D.R.P.  D.R.G.M. AUSL-PAT
Spänebehälter: AVANTI  Schutzmarke D.R.P. D.R.G.M.  Auslands Patente

Die Stiftaufnahme funktioniert mittels zweier Knöpfe, die gedrückt werden müssen. Die "Beine" sind bei diesem Modell noch jugendstilhaft geschwungen. Das Messer liegt hier noch vollflächig an der Maschine an.

Diese Version wurde auch mit dem Logo der nachfolgenden Version angeboten.

Diese AVANTI stammt wohl aus der Zeit um 1915

Steckbrief "AVANTI 1912"

Hersteller: Emil Grantzow aus Dresden
Baujahr: um 1912-1923 (??)
Farbe: nur in schwarz bekannt
Gewicht: 600g
Grösse: 10,5 x 10,5 cm Höhe:13cm
Material: Blech mit Gussgrundkörper
Wert: 80€
Messer: 3 oder 6 Klingen Cutter
Tipp: Selten!

AVANTI (Version "1923")

An diesem Modell kam nun erstmalig das patentierte Rückdrehsystem und die verstellbare Trichteröffnung zum Einsatz. Interessanterweise liegt das Messer hier nur noch zur Hälfte an der Maschine auf. Was sich durch einen leichtgängigeren Lauf vorteilhaft bemerkbar gemacht haben dürfte. Das Logo wurde leicht überarbeitet. Die Beine haben etwas an Schwung verloren. Man beachte auch den Knuppel der zur Befestigung der neuen Stiftaufnahme dient. Dieser kam auch an "Jowei" oder den "Eros" Modellen zum Einsatz.

Das rechte Bild zeigt die zwei verschiedenen Minenlängeneinstellungen. Die untere (neuere) wurde 1921 patentiert.

Steckbrief  "AVANTI 1923"
Hersteller: Emil Grantzow Nachf. Inhaber: A.Grahl, Dresden
Baujahr: ca. 1927-1938
Farbe: nur in schwarz bekannt
Gewicht: 614g
Grösse: 11,5 x 11,5cm Höhe:13,5cm
Material: Blech mit Gussgrundkörper
Wert: um 80€
Messer: 6-Klingen Cutter
Tipp:

Auch nicht gerade häufig...


AVANTI  (Version "1938")

Diese Version der Avanti ist nicht ganz so selten. Der hohe Behälter kam ungefähr 1938/39 auf. Ich besitze noch einen Ersatzteilspender, der nicht wie üblich, eine Goldborte, sondern eine rote Umrandung hat.
Es gibt noch mindestens ein weiteres Nachfolgemodell, welches wieder sehr selten ist. Es hat zwei viereckige Öffnungen im Sockel, die zur Aufnahme einer Tischklemme gedacht sind, ansonsten aber identisch ist.

Variantenbeispiele:
Logo wie hier, nur zusätzlich mit ovalen Kreis in dem "DRP" steht, im blauem Balken steht dann nicht Made in Germany, sondern: Auslandspatente (Ein Fehlen der Patenthinweise könnte auf eine Bauzeit hindeuten, in denen die Patente bereits abgelaufen waren...)
Diese Maschine gibt es auch ohne Griff am Behälter.
Auch mit dem alten Logo der 2. Version auf dem hohen Behälter bekannt.
Ein weiteres Logo, identisch wie hier, aber nur mit AVANTI Schriftzug
Es gibt auch Farbvarianten, die dann aber ein eigenes Logo bekamen etwa wie die"Atlantic"

Statt "Made in Germany" auch "Importé d Allemagne"

Das hier gezeigte Modell dürfte wohl schon Nachkriegsproduktion sein.

 

Seltene Version mit roter Borte, hier
leider nur als Ersatzteilspender

Steckbrief  "AVANTI 1938"
Hersteller: Emil Grantzow Nachf. Inhaber: A.Grahl, Dresden
Baujahr: ca. 1939-1960 (?)
Farbe: nur in schwarz bekannt, mit Gold-oder roter (selten!) Borte.
Gewicht: 587g
Grösse: 11,5 x 11,5cm Höhe:13,5cm
Material: Blech mit Gussgrundkörper
Wert: Schlechte Exemplare bleiben durchaus unter 50€, sehr Gute erreichen aber auch mal 350$
Messer: 6-Klingen Cutter
Tipp:

Ruhig auf ein etwas besser erhaltenes Modell warten.


Hier zwei seltene Abarten, die mit der Avanti 1938 identisch sind, jedoch unter anderen Namen angeboten wurden. Es handelt sich dabei um ein "Billigmodell" für den Export. Das Modell hat daher auch noch einen geschwungenen Holzgriff. Normalerweise waren bei diesen Modellen Bakelit oder sogar schon Plastikgriffe üblich. Der Behälter hat zusätzlich noch die Aufschrift: "IMPORTÈ D´ALLEMAGNE" Klingt sehr französchisch...
Mein Atlantic-Modell hatte es ziemlich übel erwischt. Ich fand es auf einem Trödelmarkt nach dem es ein Kind mit Ölfarben komplett neu eingefärbt hatte. Der Spänebehälter wurde komplett in weiss, und der Rest in ein grelles Lila umgepinselt! Für relativ günstige 30,-DM habe ich mich dann der Herausforderung angenommen und sie gekauft. Die weisse Farbe lies sich relativ leicht mit Verdünnung entfernen, allerdings ist das Etikett nicht Verdünnungsfest so das ich die weisse Farbe in stundenlanger Arbeit mit Ohrreinigungsstäbchen wieder vom Etikett abgetupft habe! Das Lila lies sich zwar auch entfernen, allerdings blieb leider dieser lilafarbene Schimmer zurück, im Original war sie mausgrau.

Die Fixa hat als Besonderheit schon das spätere Cutter-Messer mit den geschraubten Klingen. Ob das werksseitig schon montiert wurde, oder erst später gewechselt wurde lässt sich derzeit noch nicht sagen. Ich habe sie aus Holland reimportiert.

Ein weiteres Modell wäre die "SOLID". Diese wurde in einem dunklen Metallicrot lackiert. Sie fehlt allerdings noch in meiner Sammlung

Steckbrief  "ATLANTIC" & "Fixa"

Hersteller: E. Grantzow Nachf./ A. Grahl
Baujahr: Atlantic um 1955 (??)
Fixa etwas eher
Farbe: grau / schwarz /
Gewicht: 702g, Fixa 550g
Grösse: B=11  L=11 H=13,5 cm
Material: Gusseisen, Blech (Spänebehälter) Blechsockel
Wert: um 100€
Messer: einteiliger / mehrteiliger  6 Klingen Cutter
Tipp:

seltene Exportvarianten der AVANTI


Die Geschichte der Firma AVANTI wurde dann in der DDR unter den Namen AGRA weitergeführt. Mehr dazu finden sie hier:

 

 

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